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Opel Vivaro-e Hydrogen – echte Alternative?

Mit dem Opel Vivaro-e Hydrogen haben die Rüsselsheimer im vergangenen Jahr ein Brennstoffzellen-Nutzfahrzeug angekündigt. Nun rollte der Wasserstoff-Lieferwagen in Hessen vom Band. Ist er wirklich eine echte Alternative zum Umstieg auf batterieelektrische Mobilität auch im Nutzfahrzeugsektor?

Veröffentlicht am 17.06.2022

Zeit ist Geld, vor allem im Nutzfahrzeugsektor. Lieferverkehr, Handwerker, sie alle bauen deshalb zum Grossteil noch auf den Dieselantrieb in ihren Transportern. Die Elektrifizierung schreitet nur spärlich voran, bislang gibt es kaum vernünftige Angebote diesseits von umgebauten Verbrenner-Plattformen. Auch in Sachen Tankzeiten sind elektrische Laster nur für jene wirklich interessant, die mit ihrer Tagesfahrleistung nicht an die Reichweitengrenze der Transporter kommen und somit lange Standzeiten untertags umgehen können.

Der Opel Vivaro-e Hydrogen entsteht in Handarbeit

Immer häufiger wird deshalb gerade für den Nutzfahrzeugsektor die Brennstoffzelle ins Spiel gebracht. Eine ebenfalls sehr teure, mittlerweile aber immerhin ausgereifte Technologie, die sich auf Wasserstoff stützt. So auch der neue Opel Vivaro-e Hydrogen. Auf Basis von zwei Karosserievarianten des kleinen Rüsselsheimer Nutzlasters, es gibt ihn in 5,00m oder 5,31m Länge, entstehen in Kleinserie und Handarbeit die Brennstoffzellen-Umbauten.

Betankt in unter drei Minuten

Unterflur werden drei CFK-Wasserstofftanks montiert, ihr Fassungsvermögen beträgt 4,4 Kilogramm. Durch einen Verbrauch von etwa 1,3kg/100km im Alltag sollen realistische Reichweiten um 350 Kilometer möglich sein. Das wäre in etwa soviel wie im herkömmlichen Vivaro-e, dessen Antriebsstrang das Brennstoffzellen-Modell teilweise übernimmt. Mit dem Unterschied, dass der Opel Vivaro-e Hydrogen in gut drei Minuten wieder aufgefüllt ist, während die Vollladung des rein elektrischen Transporters mehr als eine Stunde dauert.

Das Brennstoffzellen-System ist als Plug-in-Anlage ausgelegt

Die 100kW und 136PS starke Antriebseinheit kennt man vom Vivaro-e, doch danach hören die Gemeinsamkeiten der beiden Umweltfreunde auf. Auf Höhe der ersten Sitzreihe sitzt das Brennstoffzellen-Stack des Opel Vivaro-e Hydrogen, welches es aug 45kW Dauerleistung bringt. Es überträgt seine Energie auf eine 10,5kWh fassende Batterie, die über einen 11kW-Bordlader auch extern mit Strom versorgt wereden könnte und so für 50 Kilometer Reichweite auch ohne Wasserstoff-Vorrat sorgt.

Höherer Nutzwert als das rein elektrische Pendant

In Sachen Nutzwert schlägt sich der Opel Vivaro-e Hydrogen ebenfalls gut. Mit 5,3 und 6,1 Kubikmeter Ladevolumen je nach Radstand liegt er mit dem rein elektrischen Pendant noch gleichauf. Doch bei der Zuladung liegt er mit 1‘000km im Vergleich zu 750kg bereits vorne. Auch die Anhängelast liegt bei einer Tonne.

Preise und Nutzen

Am Ende bleibt die Frage nach den Kosten. Ein weiterer wesentlicher Entscheidungsfaktor für den Nutzfahrzeugsektor – wenn nicht der wichtigste Grund überhaupt. Hier hält sich Opel für die Schweiz noch bedeckt. In Deutschland kann man den Opel Vivaro-e Hydrogen ebenfalls nicht kaufen. Hier läuft alles über ein staatlich subventioniertes Leasing-Modell, bei dem der Wasserstoff-Laster auf 700 Euro monatliche Rate kommt.

Spannend wird der Wasserstoff deshalb vermutlich erst, wenn das Netz deutlich ausgebaut ist. Hier sind es aber vor allem Innovationen, wie die Heimtankstelle von Messer und der ETH Lausanne, die völlig neues Potenzial versprechen und auch die Wirkungsgradprobleme des Wasserstoffkreislaufs bei ausreichender Photovoltaik-Anlagengrösse vergessen machen könnten. Es scheint deshalb nicht verkehrt, dass Konzerne wie Stellantis an dieser Technologie festhalten und Optionen für die Zukunft bieten.

Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: Opel

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