Crashkurs

Tesla – KI-Genie für Autopilot wirft Handtuch

Es hatte sich bereits abgezeichnet. Andrej Karpathy, der geniale KI-Entwickler und Architekt des Autopilot-Programms bei Tesla, hat seinen Abschied verkündet. Nachdem er monatelang ein Sabbatical eingelegt hatte, meldete er nun bei Twitter, dass er nicht mehr zu US-Elektroautohersteller zurückkehren werde. Doch was bedeutet das für die Pläne des schillernden Chefs Elon Musk?

Veröffentlicht am 15.07.2022

„Es war mir eine große Freude, Tesla in den letzten fünf Jahren beim Erreichen seiner Ziele zu helfen und eine schwierige Entscheidung, sich zu trennen“ – so vermeldete es Andrej Karpathy in dieser Woche auf seinem Twitter-Account und stiess damit nicht nur die Branche vor den Kopf.

Tesla streicht Autopilot-Abteilung massiv zusammen

Intern ist sein Abgang nicht nur Beweis für die schlechte Stimmung im Entwicklungsteam, sondern auch Kritik am Autopiloten selbst. Karpathy hatte die Software zuletzt als unzuverlässig angeprangert und war mit der Entscheidung unzufrieden, dass seine Abteilung um fast 230 Arbeitsplätze verkleinert werden sollte – trotz der augenscheinlichen Probleme.

Laut der US-Verkehrsaufsicht NHTSA sind seit Juni 2021 die überwiegende Mehrheit der an Unfällen mit aktivierten Assistenzsystemen beteiligten Fahrzeuge Tesla gewesen. Die NHTSA spricht von über 70 Prozent aller gemeldeten Unfälle. Ein Drama für die Marke, die seit Jahren vollmundig das voll automatisierte Fahren verspricht.

Model 3 und Y ohne fortschrittliche Sensorik

Dabei liegt das Problem nicht nur in der Software, sondern wohl auch in der verwendeten Hardware. Nicht erst seit der Chipkrise fällt Tesla durch ungewöhnliche Entscheidungen in Sachen verbauter Technik auf. So verzichten etwa die aktuellen Modelle 3 und Y auf Radar- oder gar Lidarsensoren und verlassen sich stattdessen rein auf Kamerasicht. Diese „vision-only“-Technik ist allerdings nachts und bei schlechten Wetterlagen schnell überfordert.

In diesem Zug kritisieren auch Analysten den Autopiloten von Tesla. Dem Softwareexperten Dan O’Dwod zufolge unterläuft dem Autopiloten statistisch alle acht Minuten ein kritischer Fehler. Alle 36 Minuten könne er gar einen Unfall verursachen. Die NHTSA hat bereits reagiert und nicht nur schärfere Beobachtungen angekündigt, sondern auch strengere Zulassungsverfahren.

Abgang von Andrej Karpathy nur einer von vielen Führungskräften

Die Zukunft von Andrej Karpathy hingegen ist ungewiss. Der Entwickler will sich nach eigenen Aussagen wieder verstärkt um seine Leidenschaft der open-source KI-Entwicklung kümmern. Auch möchte er die Bildung in diesem Bereich stärken. Konkrete Pläne hat er indes noch nicht und auch keine weiteren Job-Angebote oder -Absichten.

Mit seinem Weggang von Tesla schließt sich Karpathy hochrangigen Managern wie dem Leiter des Tesla Semi-LKW-Programms, Jerome Guillen, dem Chief Technology Officer J.B. Straubel und dem Chef der Autopilot Software Christopher 'CJ' Moore an, die in den letzten Jahren ihre Positionen bei Tesla verlassen haben.

Text: ai-Online-Redaktion/DF/FM
Bilder: Tesla

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