Kurztest

Opel Astra Sports Tourer Hybrid – die neue Ära

Kaum ein Hersteller hat so oft einen Neuanfang auf den Leib geschrieben bekommen wie Opel. Das neue Modell war immer der Heilsbringer, reichte in der Praxis dann aber stets zu kurz. Doch die Übernahme durch PSA scheint nun Früchte zu tragen, denn der neue Opel Astra Sports Tourer überzeugt vor allem als Hybrid im Erstkontakt. Ein Kurztest.

Veröffentlicht am 08.07.2022

Der Überblick:

Pro:

• Modernes Styling
• Sehr gelungenes Interieur mit einfacher Bedienung
• Feine Fahrwerksabstimmung und guter Antriebskomfort


Contra:

• Hohes Preisniveau für gehobene Ausstattungen
• Kleine Motorenauswahl
• Teilweise einfach Materialien


Sie kündigen ihn nicht nur stolz als den Beginn einer neuen Ära an, sondern sagen auch, dass er „für sich spricht“ und keiner grossen Worte bedarf. Ist der neue Opel Astra Sports Tourer tatsächlich der grosse Wurf, der Befreiungsschlag, DAS Auto, das die Rüsselsheimer endlich wieder auf die Überholspur bringt?

Wenn man dem Präsentationsort glauben mag, dann könnte es klappen. Voller Stolz zeigen Die Opelaner den neuen Kombi am Stammsitz in Rüsselsheim. Hier ist der Sports Tourer nicht nur entwickelt worden, hier wird er auch gefertigt in einer völlig modernisierten Werksanlage, die auch andere Produkte des Stellantis-Konzerns fertigen kann. In Reihe und Glied stehen nicht nur die neuen Astra Kombis, sondern auch alle Caravan-Modelle vom Kadett A bis hin zum letzten Astra ST. Das Entwicklerteam ist davon überzeugt mit der neuen Generation etwas wirklich besonderes auf die Räder gestellt zu haben.


Design: Beinahe nordische Strenge sorgt für einen eindrucksvollen Auftritt


Das Selbstbewusstsein schlägt sich auch in der neuen Designsprache nieder. Nach dem Mokka trägt auch der neue Opel Astra Sport Tourer das knackige Markengesicht. Es soll entfernt an den ersten Manta erinnern, weist aber dennoch den Weg in die Zukunft. Nichts wirkt retro, stattdessen überzeugt der ST mit knackiger und muskulöser Linienführung ohne lästige Schnörkel.

Gerade die ausgestellten Kotflügel sorgen für eine besondere Spannung in der Seitenansicht, die von den grossen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen wunderbar aufgenommen wird. Der Opel Astra Sports Tourer wirkt schon im Stand sportlich, ohne dabei zu übertreiben. Man wird ihn aus der Masse herausstechen sehen, was nicht nur am kräftigen Blauton des Lacks und dem kontrastierenden Dach in schwarz liegt.


Innenraum: Die Schwäche der Konkurrenz bestmöglich genutzt


Noch besser wird es im Innenraum. Wer sich teureren Ausstattungsversionen wählt, der bekommt ein echtes Glas-Cockpit gegönnt. Dazu gesellt sich ein filigranes Lenkrad, das sehr gut in der Hand liegt und ein durchdachtes Bedienkonzept. Alle wichtigen Funktionen können direkt per Tastendruck bedient werden.

Selbst die Schalter überzeugen mit einer feinen Haptik und fügen sich ins zurückhaltend klare Gesamtbild ein. Hier legt Opel den Finger in die richtige Wunde, denn die aktuelle Golf-Generation hat in dieser Disziplin gepatzt. Natürlich musste auch beim Rüsselsheimer gespart werden, etwa bei den Türverkleidungen, doch es fehlt nicht übermässig störend auf.

Deutlich wichtiger für einen Kombi der Kompaktklasse ist das Platzangebot. Und hier lässt der Opel Astra Sports Tourer nichts anbrennen. Ist die Bewegungsfreiheit in der ersten Reihe sowieso gut, legt der Rüsselsheimer im Fond sogar noch zu. Der im Vergleich zum Fünftürer gestreckte Radstand gewährt deutlich mehr Platz in Reihe zwei.

Auch beim Kofferraumvolumen bietet er mit gut 1‘600 Litern je nach Version mehr als genügend Raum. Und auch Platz für intelligente Details: Warndreieck und Pannenkit lassen sich auch von der Rückbank aus erreichen. So muss im Pannenfall auf der Urlaubsfahrt nicht das ganze Gepäck entladen werden. Komfort-Merkmale wie dieses zeigen, dass man sich bei Opel sehr viele Gedanken gemacht hat beim neuen Astra.


Technik: Ein bekannter Baukasten mit individueller Abstimmung


Die Detaillösungen zeigen aber auch wie variabel eine Plattform sein kann. Denn der Opel Astra Sports Tourer steht mit Peugeot 308 und einigen Citroën- und DS-Modellen auf einer Technik-Basis. Man erkennt es aber kaum, denn Stellantis hat allen Marken viele Freiheiten gewährt.

Das Herzstück, der Antriebsstrang, ist zwar ident in allen Modellen, doch die jeweilige Abstimmung durften die Marken übernehmen. Im Falle des aktuellen Topmodells, dem 180PS starken Plug-in Hybrid, ist es Opel überzeugend gelungen. Mit der über 13kWh grossen Batterie fährt der blaue Kombi den Alltag locker elektrisch. Wir kamen im ersten Test auf exakt 52 Kilometer im gemischten Betrieb.

Danach springt der 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo in Kombination mit einer Achtgang-Automatik zur Seite. Das Ineinandergreifen von Benziner und Elektromaschine gelingt gut, besonders bei Zwischensprints ist die Kombination sehr spritzig. Obwohl der vollelektrische Astra bereits kurz vor dem Start steht, scheint der Hybrid dennoch eine gute Alternative.


Fahrdynamik: Ein Dynamiker, der seine Aufgabe nie vergisst


Denn ist einmal mehr das traditionelle Anforderungsprofil, dass der kompakte Kombi als Hybrid perfekt abdeckt. Das Gros aller Fahrten, etwa im Familienbetrieb, bleibt locker innerhalb der Reichweite seines Kompakten Akkus. Er fährt deshalb keine gewichtigen Ressourcen sinnlos spazieren. Im Urlaub aber bleibt er bei bewährtem Langstreckenkomfort und punktet auch hier mit hoher Effizienz.

Dass er mit seinen 180PS auch mal zu zügiger Kurvenhatz verleitet, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Das Fahrwerk hat man bei Opel in gekonnt routinierter Manier abgestimmt. Es ist weder zu hart noch zu nachgiebig, um in schnellen Biegungen die Contenance zu verlieren. Auch das Gefühl von Lenkung und Bremse machen Spass, wenn es etwas flotter vorangeht.

Fahrkomfort: Ein feiner Reisebegleiter dank des guten Hybrid-Antriebs

Die Paradediszipling des Opel Astra Sports Tourer Plug-in Hybrids ist aber das Gleiten. Egal ob innerstädtisch oder auf der gleichmässigen Autobahn-Etappe. Hier spielt das System seine Vorzüge des lautlosen Vortriebs aus. Opel hat intensive Massnahmen ergriffen, um die Fahrgeräusche bestmöglich zu dämmen – mit Erfolg. Der Innenraum bleibt auch bei Geschwindigkeiten um 120km/h sehr angenehm ruhig, beinahe oberklassig.

Auch hilft der mit 110PS und 320Nm sehr kräftige Elektromotor für das souveräne Fahrverhalten im E- und Hybrid-Betrieb. Die Batterie könnte zwar eine Spur grösser ausfallen, doch es ging den Entwicklern in Rüsselsheim um den bestmöglichen Kompromiss. Der relativ kompakte Kraftspeicher sorgt nicht nur für ein hohes Ladevolumen, sondern auch für ein geringes Leergewicht. Mit 1‘700 Kilogramm ist der Opel Astra Sports Tourer Hybrid im Verhältnis zur Konkurrenz kein Schwergewicht. Und das zahlt sich nicht nur in Sachen Komfort, sondern auch in Sachen Verbrauch aus.

Fazit:

Der Opel Astra Sports Tourer ist besonders als Plug-in Hybrid ein sehr gelungener Allrounder. Er transportiert den Geist des praktischen Kombis in eine elegante Design-Welt und kombiniert ihn mit edlem Infotainment und einem innovativen Antrieb. Er dürfte vielen Skeptikern auch den Einstieg in die Welt der E-Mobilität erleichtern. Allerdings hat die Summe dieser Talente seinen Preis, unter 50‘000 Franken wird wenig zu machen sein im kommenden Jahr.


Technische Daten:

Modell: Opel Astra Sports Tourer 
Motor: Vierylinder-Reihe, 1‘598ccm
Leistung: 150PS (110kW)
Drehmoment: 250Nm bei 1‘700-5'000U/min
Elektromotor: integrierter Elektroantrieb
Leistung: 110PS (81kW)
Drehmoment: 320Nm
Systemleistung: 180PS (132kW)
Systemdrehmoment: 360Nm
Batterie: Lithium-Ionen
Kapazität: 12,4kWh (brutto)
Antrieb: Frontantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
Verbrauch (WLTP): 1,2 l Benzin/100km
Testverbrauch: nicht getestet
Testverbrauch: nicht getestet
Beschleunigung (0 – 100km/h): 7,7s
Höchstgeschwindigkeit: 225km/h (135km/h elektrisch)
Abmessungen (L/B/H): 4,64m/1,86m/1,48m
Gewicht: 1'717kg
Grundpreis: steht noch nicht fest

*: Werksangaben

Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: ai Online Redaktion/DF/FM/Opel

 

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