Geheimtipp

Jidu Robo-1 – Der stille Gigant

Die Wahrscheinlichkeit vom Jidu Robo-1 gehört zu haben ist klein. Zumindest in Europa. In China sieht das völlig anders aus. Doch das allein wäre keine News wert, jeede Woche startet dort ein neuer Komet in den Autoherstellerhimmel, um dann doch irgendwann mit mässigem Erfolg zu verglühen. Doch Jidu wird das nicht passieren. Wir haben alle Details.

Veröffentlicht am 10.06.2022

Baidu ist so etwas wie Google. Und Facebook. Und Amazon. Der chinesische Internetgigant fährt Jahr für Jahr Milliardengewinne ein, weil er die Dienstleistungen der grossen Amerikaner ebenfalls aus dem Handgelenk schüttelt. Suchmaschine, Anzeigenmarketing, Cloud-Dienstleistungen, das eigene Metaverse und diverse soziale Plattformen. Baidu ist ein Gigant, an dem es kein Vorbeikommen gibt.

Baidu unterscheidet sich von Google & Co

Doch während die Silicon Valley Einhörner allesamt ihre Ambitionen im Automobilsektor zurückgeschraubt haben, greift Baidu hier nun erst richtig an. Das Ganze allerdings nicht alleine, sonder in einem neu gegründeten Joint Venture mit Volvo-Mutter und Mercedes-Grossaktionär Geely unter dem Namen Jidu. Erst jüngst wurde das Entwicklungsbudget auf 700 Millionen US-Dollar aufgestockt – was absolut gesehen zwar nicht viel ist für eine automobile Neuentwicklung, mit Blick auf das bereits vorhandene Know-How der beiden Anteilseigner aber ein sehr komfortables Polster darstellen dürfte.

Der Jidu Robo-1 ist dem Lotus Eletre wie aus dem Gesicht geschnitten

Vor allem an der Seitenlinie erkennt man die Gemeinsamkeiten mit einem anderen Modell aus dem Geely-Imperium. Der Lotus Eletre und der Jidu Robo-1 gleichen sich verdächtig, selbst die eher ungewöhnliche Positionierung der Sensorik ist ident. Offiziell baut der Jidu auf der SEA-Plattform, die auch dem Zeekr 001, dem neuen Smart #1 und allen folgenden Polestar- und Volvo-E-Modellen zu Grunde liegt. Doch auch der Eletre fährt mit seiner EPA-Plattform nur eine angepasste Variante der Scalable Electric Architecture.

Klassenbeste Hardware kombiniert mit massgeschneiderter Software

Wirklich spannend wird es aber, wenn man noch tiefer in die Architektur hineingräbt. Zwei Lidar-Sensoren, fünf Radaraugen, diverse Utraschallsensoren und zwölf HD-Kameras umfasst die Sensor-Suite des Jidu Robo-1. Damit ist er besser ausgerüstet als alle anderen Stromer auf dem Markt. Verarbeitet werden die Daten vom leistungsfähigsten Nvidia-Chipsatz, für den Jidu die Software massgeschneidert hat. Diese „system on a chip“-Variante ist vor allem deshalb sinnvoll, weil es keine Probleme mit Varianten, Treibern oder Kompatibilitäten gibt. Das System ist schlanker und schneller als alles bisher bekannte.

27 Millionen Testkilometer im Autopilot

Vor allem ermöglicht das System autonomes Fahren im Autopilot – auch wenn Jidu es nicht so nennt. Über 26 Millionen Testkilometer hat Baidus Apollo-AI-Selbstfahr-Software schon hinter sich gebracht und ist dadurch auf fast allen Strassen Chinas zum eigenständigen Fahren in der Lage. Durch die ständig wachsende Flotte, das Apollo-System nutzen in China mittlerweile mehr als ein Dutzend anderer Hersteller, kommen täglich tausende Streckenkilometer an Trainingsdaten zurück. „Die Gigamenge an Bits und Bytes wird von einem Baidu-Supercomputer verarbeitet, der es mit seiner Rechenleistung mit den Maschinen von Tesla aufnehmen kann“, so Jidu-Chef Xia Yinping.

Potenzieller Superstar der Branche

Doch während man bei Tesla vor allem auf Eigenlösungen setzt und nur auf eine verhältnismässig kleine Testflotte für seinen Autopiloten zurückgreifen kann, kommt hier die schiere Marktmacht von Baidu und Geely zum Tragen. Noch dazu kommt, dass man sich gerne von anderen Branchengrössen wie eben Nvidia helfen lässt und auch technisch eher konservativ ist und auf hochwertige Sensorik anstellen von reinen Software-Lösungen zurückgreift. Dass man mit Geely dann auch noch einen Hersteller mit im Boot hat, der mit seiner Erfahrung im Bau wirklich hochwertiger Fahrzeuge hat, ist ein zusätzliches Pfund.

Zumal man die Softwarelösungen von Baidu im Umkehrschluss auch in allen anderen Marken einsetzen kann, bis hin zu Polestar, Volvo, Smart, Mercedes und eben Lotus. Der Jidu Robo-1 ist vielleicht doch mehr als ein Geheimtipp.

Text: ai Online Redaktion/DF/FM
Bilder: Jidu

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