Ford do Brasil 1919 – 2021

Ford schliesst in Brasilien

Wie die Nachrichtenagentur dpa meldet, hat Ford in Südamerika die historische Entscheidung angekündigt, die am 24. April 1919 gegründete Tochtergesellschaft Ford do Brasil mit Sitz in São Bernardo do Campo nach rund 100 Jahren Präsenz und zuletzt jahrelangen Verlusten aufzulösen und seine drei noch verbleibenden Werke zu schliessen.

Veröffentlicht am 12.01.2021

Der Konzern sagte, die Schlissung werde zu Abschreibungen in Höhe von rund 4,1 Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Franken) vor Steuern führen. Vorstandschef Jim Farley sprach in einer Mitteilung von einer "sehr schweren, aber notwendigen" Entscheidung.

Brasiliens Wirtschaftsministerium bedauerte die Entscheidung von Ford. Diese stehe im Widerspruch zu der starken Erholung, die in den meisten Industriezweigen des Landes zu beobachten sei.

Nach einem Bericht des brasilianischen Nachrichtenportals "G1" sind Tausende Mitarbeiter betroffen. Die Werke in Camaçari im Bundesstaat Bahia und Taubaté im Bundesstaat São Paulo sollen sofort geschlossen werden, die Produktion der Sparte Troller in Horizonte im Bundesstaat Ceará soll noch einige Monate weitergehen. Die Metallarbeitergewerkschaften von Taubaté und Camaçari riefen zu Demonstrationen auf.

Ford hat international schon länger Schwierigkeiten und verdiente zuletzt nur noch Geld im US-Heimatmarkt. Neben Europa ist Südamerika für das US-Unternehmen ein grosses Problemgebiet, im vergangenen Quartal fiel dort ein Betriebsverlust von 108 Millionen Dollar an.

In Brasilien verkaufte Ford im vergangenen Jahr nach Daten des Nationalen Verbandes der Kraftfahrzeughersteller (Anfavea), auf den sich "G1" beruft, 119 454 Autos - ein Rückgang um 39,2 Prozent im Vergleich zu 2019 und größer als der des gesamten Automobilsektors in Brasilien in dem Jahr. Sein regionales Hauptquartier in São Paulo will Ford nach eigenen Angaben behalten, auch der Kundenservice und die Vertriebsaktivitäten in Südamerikas größter Volkswirtschaft sollen erhalten bleiben, die Fahrzeuge künftig vor allem aus Argentinien und Uruguay importiert werden.

Text: dpa und Stefan Fritschi
Fotos: Ford do Brasil

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