Occasionsratgeber

Defender und Wrangler im Occasions-Check

Parallel zum SUV-Hype hat sich eine Subkultur für Autos entwickelt, die das Attribut «Geländewagen» demonstrativ nach aussen trägt. Suzuki Jimny und Lada Niva haben wir bereits behandelt. Hier nun der Jeep Wrangler und Land Rover Defender im Occasionenratgeber.

Veröffentlicht am 15.10.2023

Der Ur-Defender hat nach 68 Jahren 2016 das Zeitliche gesegnet und ist bloss noch als Occasion verfügbar. Das Nachfolgemodell ist doppelt so teuer und trifft den Geschmack der typischen Defender-Kunden nicht zielgenau. Das spiegelt sich in den Preisen für Gebrauchte Ur-Landys wider. Die Nachfrage ist grösser als das Angebot. Die MFK-Prüfer kennen vom vergammelten Arbeitstierbis zum topgepflegten Hobbyexemplar alles. Die Turbodieselmotoren von BMW (bis 2007) und seither von Ford mit jeweils 122 PS sind immer nur so gut, wie sie gewartet worden sind, aber für hohe Laufleistungen ausgelegt.

Land Rover Defender besser als sein Ruf

Exzellente Übersichtlichkeit, Anhängelast bis 3,5 Tonnen, absolute Geländetauglichkeit, tolle Raumausnutzung und robuste Technik gehören zu den Vorteilen. Die seltsame Sitzposition vorne, grobschlächtige Verarbeitung sowie das Fehlen fast jeglicher Fahrhilfen gelten heute als Nachteil. Spaltmassfetischisten machen um den Landy besser einen Bogen, und gegen Windgeräusche sollte man unempfindlich sein. Die hölzerne Federung nimmt jeder in Kauf, der sich für den Briten interessiert. Vorausschauende Fahrer kompensieren das behäbige Beschleunigungsvermögen mit Schwungausnützen.


Der erste Land Rover Defender sah zeit seines Lebens mehr oder weniger gleich aus. Modernere Exemplare sind robuster als ihr Ruf.

Sieht man sich die Bilanzen der Motorfahrzeugkontrollen an, ist der Landy besser als sein Ruf. Jedenfalls bei jüngeren, nach 2000 gebauten Exemplaren. Je nach Einsatz kann es vertieft zu kostspieligen Baustellen an einigen Komponenten kommen, aber auffällig sind jüngere Defender nirgends mehr.

Probleme vor allem bei älteren Defender


Je nach Radstand variiert das Platzangebot für Passagiere und Gepäck. Ikonisch: die Safarifenster im Dach.

Bei älteren Baujahren müssen die Karosserie und das Chassis minutiös inspiziert werden. Der Rost nagt sowohl am Rahmen als auch an den Türen sowie an der Hecktraverse, an den A-Säulen und an der Spritzwand. Ölleckagen begleiten die älteren Modelle chronisch. Die Typennummern 90, 110 und 130 beziehen sich auf den Radstand. Defender gibt es als Kombi, Chassis-Cab und Pick-up (sehr selten) mit zwei bis sieben Sitzen, den kurzen auch mit Softtop. Wer einen sucht, ist nicht allein. Man lasse sich nicht zu Schnellschüssen verleiten, sondern konzentriere sich auf Angebote mit seriöser Garantie. (Land Rover Defender-Restomod mit Tesla-Power!)

Occasionspreise Land Rover Defender

  • Land Rover Defender 2,2 TD4 90 Soft Top MT6
    Baujahr 2014, 100'000 km
    10'500 Franken
  • Land Rover Defender 2,2 TD4 110 STW MT6
    Baujahr 2014, 100'000 km
    12'100 Franken

Moderner Kriegsveteran

Auch den Jeep Wrangler gibt es seit Jahrzehnten. Er heisst erst seit 1986 Wrangler und steht für eine robuste Substanz. Der Wertverlust ist geringer als bei konventionellen PW. Seit 2006 gibt es vom Jeep eine verlängerte fünftürige Version «Unlimited». Verfügbar ist ein Hardtop/Stoffverdeck. Schritt für Schritt wird der Wrangler so zum Cabrio. Meistens wird man den Zustand eine Saison lang beibehalten, weil der Zeltauf- und -abbau mehr als einen Knopfdruck verlangt.


Für den Jeep Wrangler gibt es nur wenige Hindernisse, die ihm wirklich den Weg versperren. Häufige Geländeeinsätze gehen aber auch bei ihm an die Substanz.

Das rustikale Erscheinungsbild reicht vielen, um sich diesen antiaerodynamischen Trum anzulachen. Anderen erfüllt er höchste Offroadansprüche dank der sperrbaren Achsen, des kurz übersetzten Verteilergetriebes und der entkoppelbaren Frontstabilisatoren. Im Fünftürer gibt es gute Platzverhältnisse und einen grossen Laderaum. Beim 53 Zentimeter kürzeren Dreitürer ist weder im Fond noch im Gepäckraum üppig Platz vorhanden.

Problemlose Mechanik

Die von den Prüfern auf den Motorfahrzeugkontrollen festgestellten Mängel weisen darauf hin, dass der Wrangler gerne abseits befestigter Strassen gefahren wird. Die Stabilisatoren und Radlager haben zu viel Spiel, die Aufhängungen der Abgasanlage sind häufig verschlissen und die Bremsleitungen sind bereits nach wenigen Jahren mit Rost überzogen. Ölundichtigkeiten am Antrieb sind fast normal und werden häufig beanstandet. Occasionenversicherer garantieren den Wrangler gerne, weil die Mechanik wenig Probleme bereitet. Getriebeschäden können gelegentlich die Kostenbilanz verhageln, ansonsten gibt es aus den Werkstätten nichts Auffälliges zu berichten.


Den Jeep Wrangler gibt es im Gegensatz zum Ur-Defender immer noch in seiner (mehr oder weniger) ursprünglichen Form zu kaufen.

Ab März 2002 waren die Jeeps in der Schweiz während der ersten 60'000 Kilometer oder sechs Jahren mit einem Gratis-Service-Paket ausgestattet, seit einiger Zeit ist es auf drei Jahre und 100'000 Kilometer reduziert worden. Im Gebrauchtwagenangebot halten sich momentan die rustikalen Diesel (2,8 L CRD, 177 bis 200 PS) und die trinkfreudigen Benziner (3,8- und 3,6-Liter mit 199 bis 284 PS) die Waage. 60 : 30 ist das Angebotsverhältnis bei den Getriebevarianten Automatik und (bis 2015) Handschaltung. (Diese Elektromodelle kommen von Jeep bis 2025!)

Occasionspreise Jeep Wrangler

  • Jeep Wrangler 2,8 CRD Sport 3tg MT6,
    Baujahr 2014, 100'000 km,
    16'500 Franken
  • Jeep Wrangler 3,6 V6 Sahara 5tg AT5,
    Baujahr 2014, 100'000 km,
    22'600 Franken

Hier geht es zum Occasions-Check Suzuki Jimny und Lada Niva!

Text: Jürg Wick
Fotos: Hersteller, Jürg Wick

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