Seit 1964 bei VW

VW-Designerin Gunhild Liljequist verstorben

VW-Fans auf der ganzen Welt sind in Trauer: Am 27. März 2022 ist Gunhild Liljequist kurz nach ihrem 86. Geburtstag von uns gegangen. Sie war 1964 die erste Frau, die Volkswagen für die Abteilung "Farben und Stoffe" einstellte. In ihrer 27-jährigen Tätigkeit entstanden legendäre Farben und Stoffmuster, so etwa der Samtrote Käfer, der Jeans-Bug, das Karo-Muster für den Golf GTI inklusive des legendären Golfball-Schaltknaufs oder so tolle Farben wie Viperngrün oder Marsrot.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Am 27. März 2022, kurz nach ihrem 86. Geburtstag am 21. März, ist Gunhild Liljequist völlig unerwartet in Hamburg verstorben.

Die VW-Designerin wurde 1964 in Wolfsburg noch unter Heinrich Nordhoff eingestellt für den Bereich "Farben und Stoffe". VW hatte damals noch keine Design-Abteilung wie heute, es gab schliesslich angesichts des sehr kleinen Modell-Portfolios noch recht wenig zu tun. Und wenn ein Modell neu gestaltet wurde, holte man sich Hilfe bei Ghia oder später bei Giugiaro. 

Umsomehr war Liljequists Beitrag unübersehbar. Sie kreierte bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1991 zahlreiche legendäre Stoffe, Farben und Interieur-Details und baute die heute "Color & Trim" genannte Abteilung auf. Sie begann unter anderem mit frecheren, aber auch edleren Farben zu experimentieren, was den teils ästhetisch etwas angestaubten Modellen wie Käfer, Transporter, Karmann Ghia, Typ 3 oder später dem 411/412 zu Gute kam.

Um den Verkauf anzukurbeln, gab es den Käfer in zahlreichen Sonderausgaben, beispielsweise als "Samtroter Käfer" oder als Sondermodell "Jeans-Bug". Das sind nur zwei von vielen Liljequist-Kreationen:

Ebenfalls legendär ist der erste VW Golf GTi, für den sie – nebst den reduzierten, sportlichen Exterieur-Farben mit roten Zierelementen und hohem Mattschwarz-Anteil – ein Interieur-Konzept entwarf, das bis heute einzigartig ist. Sie schuf ein Schotten-Karo und ersetzte den serienmässigen Schaltknauf durch einen Golf-Ball:

Auch bei den bei VW sehr beliebten späteren Sonderausgaben der Frontantriebsmodelle – insbesondere beim Golf Cabriolet – legte sie hohe ästhetische Ansprüche an, was diese Fahrzeuge heute zu gesuchten Klassikern macht.

Nach ihrer Pensionierung im Jahr 1991 war Gunhild Liljequist weiter als Malerin und Objektkünstlerin tätig. VW-Fans konnten sie an zahlreichen Oldtimer-Treffen persönlich kennen lernen, wo sie gerne ihre Kreationen signierte und die hochinteressanten Entstehungsgeschichten zum besten gab. Als anfangs einzige und zudem mit nur 28 Jahren sehr junge Frau hatte sie es in einer Männerdomäne nicht immer einfach. Aber sie setzte sich durch. Zum Glück!

Text: Stefan Fritschi
Fotos: Volkswagen

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